Waldbaden - Shinrin Yoku
Ein Bad in der Waldatmosphäre
Beim Waldbaden - jap. Shinrin Yoku -
handelt es sich nicht um ein Bad in einem Gewässer, sondern um das bewusste
Wahrnehmen der Waldatmosphäre mit allen Sinnen. Damit geht nicht nur eine Stimulation der Sinne und die Erholung
des Geistes, sondern auch körperliche Verbesserung einher. Wegen seiner
erholenden, stressreduzierenden Wirkung erfährt shinrin yoku in
den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit.
Seit jeher spielt der Wald im Leben der Meschen eine
zentrale Rolle. Nicht nur, dass er Rohstofflieferant in vielerlei Hinsicht ist;
seine Symbolkraft als spiritueller Kraftort, als Verbindung zwischen dem
Irdischen und dem Göttlichen spielt bis heute eine große Rolle. Der Wechsel der
Jahreszeiten zeigt uns unseren eigenen Lebensrhythmus - Vergänglichkeit und
Wiederauferstehung.
Gerade der moderne Mensch in seiner
digitalisierten Welt sollte das Kontrastprogramm in der Ruhe und
Abgeschiedenheit des Waldes nutzen. Die unwahrscheinliche Vielfalt der
Sinneseindrücke, angefangen vom Zwitschern der Vögel, dem Rascheln des Laubs,
bis hin zu den unterschiedlichsten Gerüchen des Waldes stimulieren unseren
Parasympathikus, der für Erholung, Regeneration und Stressabbau zuständig ist.
Doch bei den meisten Menschen steht er auf „Aus“. Es herrscht der Sympathikus in
der Hektik des Alltags und sorgt für einen Hormoncocktail im Körper, der Stress
pur bewirkt.
Der Wald gehört zu den größten Naturräumen der
Erde. Ohne unser Eingreifen würde sich überall Wald formen! Allein Deutschland ist
mit über einem Drittel der Gesamtfläche von rund 100 Milliarden Bäumen bewachsen.
Der Wald ist aber nicht nur ein Ort der
Erholung. Wie Forschungsergebnisse aus v.a. Japan, aber auch aus Südkorea und
China beweisen, ist die Waldluft heilungsfördernd.
Wie eine Vielzahl von Studien der Universität
Tokio - hier gibt es sogar den Forschungszweig „Waldmedizin“ – belegen, nimmt
der Körper beim Aufenthalt im Wald die ätherischen Öle der Bäume , die s.g.
Terpene, direkt auf. Diese entstehen in einer enger Symbiose zwischen Bäumen
und dem riesigen, unterirdischen Pilzgeflecht, dem Myzel, das die Wurzeln der
Bäume umgibt. Es handelt sich um ein
sehr kompliziertes und komplexes Abwehrsystem der Pflanzen beim Erzeugen und Freisetzen flüchtiger Stoffe und bereits beim
Betreten des Waldes strömen unendlich viele bioaktive Substanzen auf uns ein.
Diese Terpene werden teils über die Haut, aber zum Großteil über die Lungen beim
Atmen aufgenommen.
Die Waldluft - sie ist staubfrei und
enthält kaum Reizgase oder Schadstoffe - ist Medizin zum Einatmen, sagen die japanischen
Ärzte. Durch die Aufnahme der Botenstoffe der Pflanzen, die wirkmächtigsten
sind Limonene und Pinene, die vor allem von Fichten, Tannen und Kiefern
abgegeben werden, wird das Immunsystem angekurbelt, die Zahl der natürlichen,
körpereigenen Killerzellen gegen Krebs steigt enorm, Blutdruck, Herzfrequenz
und Pulsschlag werden harmonisiert, Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin
werden abgebaut und der Körper schaltet in den Entspannungsmodus. Selbst
Blutzuckerspiegel, chronische Schmerzen, Depressionen, Herzleiden, usw. können
positiv beeinflusst werden. In Japan ist Shinrin Yoku ein anerkanntes Verfahren
der Prävention und eine begleitende Therapieform.
Die höchste Konzentration der Terpene
findet man im Waldinneren. Die dicht stehenden Baumkronen verhindern das
Entweichen. Bei Regen oder Nebel ist die Luft besonders reich an Terpenen.
„Du ähnelst einem Baum, der in der
Erde wurzelt und dessen Krone den Himmel berührt. Dies ist das Bild des
vollkommenen Gleichgewichts, das den Himmel und die Erde in einem Körper
vereinigt.“
(Indianische Weisheit)
Wie badet man nun
richtig im Wald?
Ob klassisch nach asiatischem Vorbild
mit Elementen aus Buddhismus und Schintoismus oder einfach nur ein ausgedehnter
Spaziergang im Wald –
wichtig ist, dass man Herz, Geist und
Sinne öffnet, im sich treiben lassen zur
Ruhe kommt und durch bewusstes Schauen, Riechen, Hören, Fühlen, ohne
Anstrengung und Zwang in den Einklang mit der Natur und zu sich selbst zu gelangen.
Entschleunigung heißt das Zauberwort.
Waldbaden ist für jedermann geeignet,
ob nun Kind oder Senior, gleich welchen Alters oder Fitnesszustands. Im
Unterschied zum Spazierengehen, Wandern oder Joggen im Wald - man nimmt hier
ebenfalls sehr gut Terpene und Sauerstoff auf - kommt es nicht auf eine
bestimmte Streck oder ein Ziel an! Der Weg ist hier das Ziel und das bewusste Öffnen
aller Sinne. Es bedarf keines organisierten Waldbadens oder gar einer
mystischen Einstellung. Einfach bewusst da sein und tief atmen. Das reicht. Die
Entspannung und die positiven Auswirkungen auch auf körperlicher Ebene ergeben
sich von selbst.
Viel Spaß
Erstellt von bewusstes wandern im fichtelgebirge am Freitag, 26. Oktober 2018 | Gesundheit, Wandern | Empfehlen